Von Universal Analytics zu Google Analytics 4: So gelingt der Umstieg

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Am 1. Juli 2023 beendet Google den Dienst von Universal Analytics. Spätestens dann müssen Sie – sofern Sie diesen Dienst weiter nutzen möchten – auf Google Analytics 4 umsteigen. Wie und warum Sie das schon jetzt tun sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist Universal Analytics bzw. Google Analytics 4?

Dabei handelt es sich um ein Tracking-Tool, das zur Datenverkehrsanalyse von Webseiten und Apps dient. So können Sie beispielsweise eruieren, über welche Quellen die Besucher auf Ihre Website gelangen oder wie lange sie dort verweilen. Anhand dieser Daten lässt sich das Erreichen bestimmter Conversions bzw. Zielvorhaben optimieren. Darunter fallen zum Beispiel getätigte Einkäufe oder Newsletter-Anmeldungen. Google startete diesen Tracking-Dienst im Jahr 2005 mit der Übernahme des Unternehmens Urchin, das zugleich Namensgeber der ersten Version war. Diese wurde später von Classic Analytics abgelöst. 2013 folgte das Upgrade auf Universal Analytics und ermöglichte erstmals geräteübergreifendes Tracking. Seit Oktober 2020 ist die neueste Version online: Google Analytics 4.

Rechtzeitig Daten sichern

Ab 1. Juli 2023 werden über Universal Analytics keine Daten mehr aufgezeichnet. Bei Google Analytics 360, der Bezahlversion von Universal Analytics, endet die Datenerhebung am 30. Oktober 2023. Bis zum Ende des Jahres 2023 haben Sie noch die Gelegenheit, Daten aus Universal Analytics zu exportieren und zu speichern. Dazu raten wir dringend, denn: Ein Import dieser Daten in Google Analytics 4 ist nicht möglich.

Beide Versionen parallel betreiben

Unsere Empfehlung: Steigen Sie sofort auf Google Analytics 4 um und verwenden Sie Universal Analytics parallel weiter. So können Sie sich schrittweise einarbeiten und regelmäßig Vergleiche anstellen. Hierzu tätigen Sie Ihre Analysen zuerst in Universal Analytics und anschließend in Google Analytics 4 – sofern dies möglich ist: Nicht alle Berichte sind verfügbar, nicht alle Funktionen werden übernommen.

Wo liegen die Unterschiede?

Eine der wesentlichen Änderungen betrifft das Datenmodell. Stehen bei Universal Analytics noch Treffer bzw. Hits im Mittelpunkt, konzentriert sich Google Analytics 4 auf Ereignisse bzw. Events. Oder anders: Der Fokus geht weg von Sitzungen und verschiebt sich hin zu Nutzerinteraktionen, zum Beispiel Klicks oder Scrolls. Damit vereinheitlicht Google das Website- und App-Tracking. Das Event-basierte Datenmodell stammt nämlich von Googles App-Tracking-Tool Firebase. Neu ist auch der Tracking-Code. Dieser heißt bei Universal Analytics „analytics.js“, Google Analytics 4 nutzt „gtag.js“. Dabei werden Daten neuerdings auch an Google Ads, Campaign Manager, Display & Video 360 sowie Search Ads 360 gesendet. Auch hiermit forciert Google eine Vereinheitlichung und erleichtert Ihnen die Integration der Tracking-Ergebnisse in mehrere Google-Dienste. Dank verbesserter Künstlicher Intelligenz können Datenlücken via Modellierungsansätzen geschlossen werden. Darüber hinaus bietet Google Analytics 4 genauere Zielgruppendefinitionen, gehaltvollere Echtzeit-Analysen, umfangreichere Berichte und übersichtlichere Grafiken, zum Beispiel mittels Pivot-Tabellen und Trichter-Visualisierungen.

Nachbesserungen beim Datenschutz

Das Tracking mittels Google Analytics wird seit Jahren von Datenschützern kritisch beäugt. Hauptgrund ist die Auswertung statischer IP-Adressen, die nach europäischer Rechtsprechung als personenbezogene Daten gelten und daher besonders schützenswert sind. Google hat mit Google Analytics 4 datenschutzrechtlich nachgebessert und anonymisiert fortan die IP-Adressen. Bei Universal Analytics lassen sich Daten auf Nutzer- und Ereignisebene zeitlich unbegrenzt speichern. Bei Google Analytics 4 werden derlei Daten standardmäßig nach 2 und spätestens nach 14 Monaten gelöscht. Bestimmte personenbezogene Daten, etwa bezüglich Alter oder Geschlecht, werden entfernt, sobald die jeweilige Person 2 Monate lang inaktiv war – bei Universal Analytics dauert dies 6 Monate. Achten Sie bei der Integration von Google Analytics 4 unbedingt auf die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Aktualisieren Sie gegebenenfalls die Datenschutzverordnung Ihrer Website. Eventuell müssen Sie auch Einstellungen in den Cookie-Plugins ändern. Apropos Cookie: Neu an Bord ist das Cookieless Tracking. Damit ist es möglich, neutrale Daten zu sammeln, auch wenn Cookies nutzerseitig blockiert sind.

Die ersten Schritte des Umstiegs

In Ihrem Analytics-Konto können Sie Propertys anlegen. Eine solche Property umfasst alle Tracking-Einstellungen zu der Website oder App, die Sie analysieren möchten. Nun können Sie entweder eine gänzlich neue Google Analytics 4 Property erstellen oder eine bestehende Universal Analytics Property upgraden. Wobei „upgraden“ nicht das richtige Wort ist: Es ist vielmehr ein Parallelschalten beider Propertys. Die ursprüngliche Universal Analytics Property mitsamt den dort gesammelten Daten bleibt nämlich unverändert bestehen. Sobald Sie sich in Ihr Analytics-Konto eingeloggt haben, erscheint am oberen Bildrand ein Hinweis. Der besagt sinngemäß, dass Sie sich auf die Abschaltung von Universal Analytics vorbereiten können, indem Sie eine Google Analytics 4 Property einrichten. Klicken Sie dort auf „Jetzt starten“, um zum Einrichtungs-Assistenten zu gelangen. Alternativ klicken Sie in der Leiste am linken Bildrand auf das Zahnrad-Symbol, um in die Verwaltung zu wechseln. Dort finden Sie in der mittleren Spalte ganz oben die Schaltfläche „+ Property erstellen“. Möchten Sie hingegen zu Ihrer bestehenden Universal Analytics Property eine äquivalente Google Analytics 4 Property anfertigen, klicken Sie direkt darunter auf „Assistent zum Einrichten einer GA4-Property“.

Tracking-Code einpflegen

Nun, da Sie eine Google Analytics 4 Property erstellt haben, können Sie über die Schaltfläche oben links – gleich neben dem Analytics-Logo – zwischen den einzelnen Propertys hin und her switchen. Rufen Sie dort Ihre Google Analytics 4 Property auf und wechseln Sie erneut mittels Zahnrad-Symbol in die Verwaltung. Wählen Sie in der Property-Menüleiste Punkt 4 aus: Datenstreams. Es erscheint ein Datenstream, der noch keine Daten enthält. Öffnen Sie ihn. Oben rechts sehen Sie Ihre Mess-ID, die Sie gegebenenfalls für den Google Tag Manager benötigen – beschrieben im nächsten Abschnitt. Klicken Sie ganz unten auf „Tag-Anleitung ansehen“. Wenn Sie Ihre Website mit einem der dort aufgeführten Website-Builder verwalten, zum Beispiel TYPO3 oder Wix, müssen Sie keine Code-Änderungen vornehmen. Andernfalls klicken Sie auf „Manuell installieren“ und gelangen so zum Tracking-Code. Diesen platzieren Sie im Head-Bereich Ihrer Website, um das Tracking zu starten.

Google Tag Manager dazuschalten

Alternativ können Sie die eben beschriebene Einrichtung mit dem Google Tag Manager durchführen. Dessen Einsatz ist generell ratsam, da er in weiterer Folge die Integration von Events vereinfacht. Voraussetzung ist, dass der Google Tag Manager auf Ihrer Website implementiert ist. Das geht folgendermaßen: Klicken Sie im Arbeitsbereich in der linken Menüleiste auf „Tags“. Wählen Sie anschließend rechts bei der Tag-Konfiguration den Tag-Typ „Google Analytics: GA4-Konfiguration“ aus. Nun geben Sie die Mess-ID ein. Diese finden Sie – wie zuvor erwähnt – bei Google Analytics in Ihrem Datenstream. Speichern Sie und stellen Sie „All Pages“ als Trigger ein. Klicken Sie zum Abschluss oben rechts auf „Senden“. Nun können bis zu 24 Stunden verstreichen, ehe die ersten Daten übertragen werden.

Automatisch erfasste Ereignisse nutzen

Conversions bzw. Zielvorhaben lassen sich nicht von Universal Analytics importieren und müssen daher neu eingerichtet werden – es sei denn, diese sind bereits in den „Automatisch erfassten Ereignissen“ enthalten. Deren Auflistung finden Sie unter: https://support.google.com/analytics/answer/9234069 Darunter befinden sich auch die „Ereignisse für optimierte Analysen“. Diese sind standardmäßig aktiviert und können im Datenstream wahlweise abgeschaltet werden. Folgende Events sind enthalten: Seitenaufrufe, Scrolls, Klicks auf externe Links, Website-Suchanfragen, Video-Engagements und Dateidownloads.

Fazit und Empfehlung

Google Analytics 4 bringt Vorteile wie Datenschutzkonformität oder detailliertere Analysemöglichkeiten, verlangt aber auch eine intensive Einarbeitung. Begreifen Sie daher Google Analytics 4 als ein grundlegend neues Tool und den Umstieg als Chance, neue Denk- und Sichtweisen im Bereich der Webanalyse zu gewinnen. Blenden Sie Ihre Vorkenntnisse großteils aus und gehen Sie unbedarft an Google Analytics 4 heran. So wird es Ihnen vermutlich leichter fallen, Ihre bisherigen Tracking-Konzepte zu evaluieren, zu reformieren und letztlich zu optimieren.